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Minimales Risiko bei Eigenblutspende

Seit der Einrichtung der ersten Blutbank der Welt 1935 in der Mayo-Klinik in Rochester wurde im Blutspendewesen eine weitgehende Standardisierung der Herstellungs-, Überwachungs- und Lagerungstechniken erreicht. Die Qualität der hergestellten Derivate ist außerordentlich hoch, da die Spender einer regelmäßigen, gut dokumentierten Kontrolle (Screening) unterzogen werden. Der Idealzustand, fremdes Blut ebenso risikolos wie sterile Kochsalzlösung verabreichen zu können, ist allerdings noch in weiter Ferne. 

Abgesehen von möglichen Engpässen bei Blut bestimmter seltener Blutgruppen besteht das – wenn auch geringe – Risiko bei der Transfusion von Fremdblut vor allem in Unverträglichkeitsreaktionen und der Übertragung von Viren. Die Möglichkeit einer Infektion mit Hepatitis B oder C (schwere Lebererkrankungen) liegt geschätzt zwischen 1:200.000 und 1:100.000. Die Möglichkeit einer HIV-Infektion wird als äußerst gering (je nach Quelle 1:400.000 bis 1:1,5 Mio.) angegeben. Auf Grund der darauf folgenden, bis heute unheilbaren Erkrankung Aids ist jedoch verständlich, dass gerade diese Infektion besonders gefürchtet wird. Durch die Eigenblutanwendung in der operativen Medizin können viele der Risiken weitgehend ausgeschaltet werden. 100 Jahre schon wird diese Methode praktiziert, seit über 10 Jahren basiert sie auf umfassenden kombinierten Transfusionskonzepten. So ist eine Eigenblutspende nicht nur, wie oft angenommen, Wochen vor einer Operation, sondern auch unmittelbar vor und während eines operativen Eingriffs möglich. Die Gewinnung von Eigenblut vier bis sechs Wochen vor der Operation erfolgt im allgemeinen in den traditionellen Blutspendeeinrichtungen und in den dafür zuständigen Abteilungen der Krankenhäuser. Jedoch sind nur etwa 50 bis 70 Prozent der Patienten für die ambulante Blutspende geeignet, meist macht der unzureichend gefestigte Gesundheitszustand einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kommt, dass in akuten Fällen oft sofort operiert werden muss, und gar keine Zeit für eine langfristig vorher durchgeführte Eigenblutspende bleibt. 

Immer mehr Patienten aber äußern den Wunsch nach der Bereitstellung eigenen Blutes vor der Operation. Wenn der Patient hierfür nicht tauglich ist, die Kapazitäten der Blutspendeeinrichtungen nicht ausreichen oder die Überwachung und gegebenenfalls Behandlung von kranken Blutspendern nicht gewährleistet werden kann, ist auch eine Eigenblutspende direkt im Operationstrakt möglich. Das bedeutet, dem Patienten werden unmittelbar vor dem Eingriff ein bis drei Einheiten Vollblut entnommen und durch eine Ersatzlösung ausgeglichen. Wenn während der Operation eine Blutung auftritt, wird eine künstliche Lösung (Kolloid) zugeführt. Erreicht der Hämoglobinwert, der für den Sauerstofftransport in der Körperflüssigkeit entscheidend ist, einen kritischen Punkt, wird das zuvor gewonnene Blut zurückgegeben. 

Auf diese Weise können bis zu zwei Blutkonserven eingespart werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, während oder nach dem Eingriff verlorenes Blut in ungeronnener Form aufzufangen und nach Aufarbeitung in einer Waschzentrifuge dem Kranken wieder zuzuführen. Wo immer möglich und sinnvoll, sollten die drei Verfahren kombiniert werden. Die Vorteile der Eigenblutverwendung liegen auf der Hand: Der Patient erhält sein eigenes Blut zurück. Es minimiert die Risiken einer Infektionsübertragung, ebenso wie die allergisch bedingten Nebenwirkungen. Darüber hinaus hat Eigen- im Gegensatz zu Fremdblut keinerlei Einfluss auf das Immunsystem, das heißt, es muss nicht mit einer Schwächung der Körperabwehr gerechnet werden. 

Wie oft zur Blutabnahme? Für die Eigenblutspende sind in der Regel zwei bis vier Blutabnahmen im Abstand von vier bis sieben Tagen nötig. Pro Spendetermin werden 500 Milliliter Blut – meist aus der Ellenbogenvene – entnommen. 


Copyright: Cornelia Kolbeck 1999Nachdruck nur mit Genehmigung